
Seit 2015 durch Zäune abgesperrt, nach vorheriger Diskussion der Kieler Bürger:innen 2018 Sanierungspläne beschlossen und 2021 schlussendlich begonnen: die Umgestaltung des neubenannten Berthold-Beitz-Ufers, des 500 Meter langen Abschnittes zwischen Sporthafen Düsternbrook und der Anlegestelle Bellevue.
Das mit knapp 8 Mio. Euro veranschlagte und bis August 2023 fertigzustellende Projekt wird durch die Arbeitsgemeinschaft der Unternehmen Schwalbe und Colcrete von Essen umgesetzt. Trebes verantwortet die Ausführungsplanung.
Räumarbeiten
Vor Baubeginn führte die EGGERS-Gruppe die Kampfmittelbergung durch. Zur Freigabe der Spundwandtrasse erfolgte eine Bohrlochsondierung von einer Hubinsel aus mit Hilfe des CPT-Verfahrens. Eine Unterwasserbaggerung bis auf ca. 0,50 m zum Verdachtsobjekt ermöglichte den Taucheinsatz zur Untersuchung durch Saug- und Spültechnik. Die im Zuge der Erkundungsmaßnahme festgestellten Hindernisse wurden im Nassbaggerverfahren freigelegt und geborgen.
Uferbefestigung durch vorgesetzten Neubau
Entsprechend des Entwurfs werden ca. zehn Meter lange Stahlprofile in einem lichten Abstand von ca. 4 m vor die vorhandene, stark korrodierte, durchrostete Uferwand gesetzt und horizontal rückverankert. Die ca. zwei bis drei Tonnen schweren Spundwandelemente des niederländisch-luxemburgischen Konzerns ArcelorMittal werden dabei mittels Einpressens bzw. Vibration in den Fördegrund gebracht. Abschließend erfolgt die Verfüllung des Zwischenraums mit hydraulisch gebundenem Hafensediment. Nördlich der Bellevue-Brücke wird eine Steinschüttung anstelle der Rückverankerung die neue Uferwand stützen.
Vom Hindenburgufer über die Kiellinie zum Berthold-Beitz-Ufer
Vor einigen Jahren benannte die Stadt Kiel das ehemalige Hindenburg-Ufer in „Kiellinie“ um, sparte allerdings den Promenadenbereich zwischen der Anlegestelle Bellevue und dem Sporthafen Düsternbrook bewusst aus. Dieser Abschnitt wird nun – auf Anregung von Baudezernent Peter Todeskino – den Namen Berthold Beitz tragen.
Berthold Beitz – der Kieler Oskar Schindler
Als Vertreter des Shell-Konzerns in Polen bewahrte Berthold Beitz während des Krieges mehr als 1.400 in seinem Werk beschäftigte Juden vor der Deportation. Für sein Handeln verlieh ihm der Staat Israel den Titel „Gerechter unter den Völkern“.
Beitz und der Kieler Yacht Club
Mitte der 1950er Jahre wurde Berthold Beitz Geschäftsführer der Krupp AG, ab 1967 Vorsitzender der Krupp-Stiftung. Unter anderem als Mitglied des Organisationskomitees für Olympia führte Beitz die enge Verbindung von Alfred Krupp von Bohlen und Halbach zum Kieler Yacht Club fort, unterstützte den KYC finanziell, kaufte das Betten- und Clubhaus.
2004 ernannte die Stadt Kiel den im Jahre 2013 verstorbenen Berthold Beitz zum Ehrenbürger. Zum Gedenken an sein Wirken in Kiel wird das Gebäude „Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Haus“ zukünftig direkt am „Berthold-Beitz-Ufer“ liegen.